Abtreiben 
 

Der Wasserspiegel ist ihm zu Kopf gestiegen.  

Sturmflutwarnungen hatte er in den Wind geschrieben, Echolote überhört, den ganzen Tag Funkstille. Hatte den Sendebetrieb vollständig eingestellt. War versunken in oberflächliche Betrachtungen, abgetaucht in Grund und Boden. Als ich ihm Sandsäcke vor die Tür legte, schaute er nicht auf. Als man die Luken schloß, öffnete er die Arme. Als das Wasser kam, setzte er zum Sprung an.  
Wir sehen uns die Überschwemmung an. Sind Schleusenwärter und schaulustig. Nachrichten leuchten das Unwetter aus. Berichten live vom Untergang des anderen Ufers.  

Das Wasser bis zum Hals, steht er in den Fluten. Spielt unschuldig mit Geduldsmiene. Bringt die Reporter um den Verstand. Will sich nicht retten lassen. Verweigert Auskunft und Beteiligung. Zeigt uns nichts als seine Kopfbedeckung. Freischwebende Badekappe, schwimmende Fellmütze, treibendes Strandgut. Er setzt sich dem Verdacht aus, eigensinnig unterzugehen.  
Ich betrachte ihn durch die Taucherbrille. Verschwommen streicheln Seerosen seine Unterwäsche. Verfangen sich Netzhäute in seinen Gliedmaßen.  

Vielleicht kraulen sie durch seine Schamhaare.  

Das Interesse der Medien ebbt langsam ab. Die Übertragung der Ereignisse wird eingestellt, die Ausrüstung abgelegt. Das Wasser hat sich eingepegelt. Stimmungsbarometer messen Sprachstörungen bei den Hinterbliebenen. Sachschaden und Ersatzbefriedigung werden eingeklagt.