Die Frau von der Bausparkasse

Er rennt einen laubbedeckten Bergpfad hinunter, durch einen Buchenwald. Lichtflecke am Boden, er schlägt Zweige weg und keucht, erreicht einen geteerten Weg, der waagrecht unterhalb des Waldrands verläuft. Langsam wandert er weiter (etwas steif, den Blick immer geradeaus) und kommt einer rechts unter den Bäumen kauernden Frau immer näher, hätte sie fast übersehen. Sie springt auf den Weg und in sein Blickfeld, schafft aber nur zwei oder drei Meter. Ein klirrendes Geräusch sagt ihm, daß sie an einem Fuß angekettet ist, die Kette spannt sich mit einem Ruck. Sie hängt wohl an einem Eisenpflock. Ihr Haar ist wirr, die geschmacklos gemusterte Bluse zeigt senkrechte Schnitte, durch die man Haut sieht. Sie gestikuliert und spricht erregt auf ihn ein. Sie wirft ihm vor, daß er keinen Bausparvertrag abgeschlossen hat. Er sieht am Wegrand eine Art Teetisch mit einem Tablett, darauf eine Tortenhaube. Die Frau wirft die Tortenhaube ins Gras, kleine Musterhäuser aus Karton kommen zum Vorschein. Sie packt sie mit beiden Händen und wirft sie ihm unter wüsten Beschimpfungen an den Kopf. Wieder hört er, wie die Fußkette sich spannt. Sie kommt nicht ganz an ihn heran. Er geht unbeirrt weiter, die Blickrichtung unverändert. Von der Seite keift die Frau weiter auf ihn ein. Ohne sie anzusehen, zeigt er hinauf zu den Felszacken, die den Berg über dem Buchenwald krönen: "Ich hab doch längst mein Haus da oben!" Die Frau: "Sie wollen das gebaut haben, Sie Lügner? Sie versaufen wohl jeden Pfennig, den Sie verdienen, und dann verbreiten Sie Lügen. Und wenn schon, was hilft Ihnen ein Haus mit guter Statik, wenn es keine Tür hat? Und außerdem fallen Steinbrocken runter. Gestern einer fast auf meinen Fuß. Sie sind ein Idiot. Haftpflichtversicherung haben Sie bestimmt auch keine..." Gut hundert Meter weiter, nach einer Wegbiegung, holt er den Fahrplan aus dem Rucksack, weil er sich der Abfahrtszeit des Busses nicht mehr sicher ist.