Die zeitgenössische Ästhetik
ist eine empirische Disziplin in dem Sinne, daß sie ihre Diskurse
aus der Kunst entwickelt, die existiert und passiert; die Diskurse beschreiben
und entwickeln Indikatoren, aber sie können nicht mehr vorschreiben,
wie Kunst gemacht werden soll. Künstler können sich an den ästhetischen
Diskursen orientieren, sie müssen es aber nicht. Die ästhetischen
Diskurse sind immanente Prozesse, mit Traditionen und Sensoren für
das Aktuelle.
Etwas wird dann Thema eines ästhetischen
Diskurses, wenn es als Kunst auftritt: "Kunstwerke unterscheiden sich von
anderen Dingen ja nur durch ein selbstreferenzielles Verhältnis: Sie
behaupten von sich selber, Kunst zu sein; und das ist möglich, weil
es um Kommunikation geht und nicht um bloße Dinghaftigkeit." (Luhmann,
S. 481; vgl. auch Dirk Schröder, Diskurs
Internet & Literatur).
Kunst kann unterhalten, erschüttern,
aufklären, erregen etc. - aber diese Effekte können auch außerhalb
der Kunst ausgelöst werden, manche (Erregung etwa) außerhalb
sogar wesentlich wirkungsvoller. Das, was Kunst von Nichtkunst unterscheidet,
ist, daß sie Kommunikation, die außerhalb der Kunst "passiert"
("Sehen ist Nichtsehen."), der Wahrnehmung zugänglich macht: "Offenbar
sucht die Kunst ein anderes, nichtnormales, irritierendes Verhältnis
von Wahrnehmung und Kommunikation, und allein das wird kommuniziert."
(Luhmann, S. 41f.). Sinne, Vermögen und Reflexion werden bei der Rezeption
von Kunst auf sich verwiesen. |